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Arno Neumann

Sie sei ein Sonntagskind, gesteht Monika Schulz-Fieguth mit leisem Lächeln. Aber mit einem Schuss Melancholie, fügt sie hinzu. Denn sie wurde an einem Totensonntag geboren. Diese ungewöhnliche Konstellation hat in ihrer künstlerischen Arbeit, die als Fotografin ihr Leben ist, eine ganz eigene, unverwechselbare Form gefunden. Die Fotografie hat der 1949 in Potsdam Geborenen ihr Vater, der selbst in einem fototechnischen Beruf arbeitete, ans Herz gelegt. Nach einer fotografischen Ausbildung arbeitete sie im Modebereich und erhielt sehr bald eine Anstellung am Institut für Landtechnik. Hier fand sie Verständnis und Unterstützung für ihre Beschäftigung mit freier Fotografie. Freundschaften mit Künstlerinnen und Künstlern von Fotografen bis zu Malern regten in ihr den Wunsch, an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig zu studieren. Als Diplomarbeit – veröffentlicht als Buch „Vögel wollen fliegen“ - entstand die Serie über Menschen und ihr Leben in einer Wohngemeinschaft mit körperlich Behinderten Ein dreiviertel Jahr lebte sie mit ihnen.
Schon in diesen Fotografien ist alles da, was die Charakteristik der Arbeit von Monika Schulz-Fieguth ausmacht: die behutsame, achtungsvolle Annäherung an den Menschen, die unbedingte Akzeptanz seiner Individualität, die Prägnanz der Bildkomposition und die für den Betrachter sichtbar fürsorgliche Liebe zu jenen, die sie in ihren Fotografien auf berührend stille Art éhrt. Ihre Bilder sind Freundschaftsbeweise. Die Menschen müssen ihr nahe sein, sie muss mit ihnen gelebt haben. Denn sie ist auf der Suche nach Lebensspuren, die auch im Äußeren Existenzielles ins Bild bringen.
Sie lehnt vehement ab, journalistische Fotografie zu betreiben. Schnappschüsse sind nicht ihre Sache. Doch sie verweigert sich nicht Situationen, die Sternstunden der Fotografie sind wie die Momentaufnahme des Freudentränen weinenden Willy Brandt 1990 am Tag der deutschen Einheit. Eine einzigartige, künstlerische wie menschliche Leistung sind ihre Aufnahmen von Sterbenden und Verstorbenen. „Ich habe die Menschen lieben gelernt“ - wie tief und wie aufrichtig zeigen gerade diese Aufnahmen, gegenwärtig zu sehen im Potsdamer Kunsthaus im Ulanenweg. Des Menschen Blühen und Vergehen in der selbstbewussten Würde des Alters offenbaren ihre Aktporträts.
Die als Fragmente und Torsi verbliebenen Schloßskulpturen im Depot gewinnen in ihren Aufnahmen barockes Leben, wobei Monika Schulz-Fieguth gerade hier fotografische Delikatessen in den Formstrukturen gelingen.
Im vergangenen Jahr erschien ihr nobles Buch mit Aufnahmen vom Heiligen See am neuen Garten in Potsdam. Hier hat sie sich ihren Wunsch erfüllt, auch einmal malen zu können. Sie hat ihre exzellenten Naturaufnahmen durch eine Bearbeitung in hochromantische Stimmung getaucht. In Schönheit sich verlierende Melancholie feiert Triumphe. Eine Grenze ist erreicht. Es bleibt der Mensch. Monika Schulz-Fieguth arbeitet intensiv an einer Folge von Aufnahmen über einen Künstler, der in Erfüllung seines Lebens und seines künstlerischen Auftrags Mönch geworden ist.